Palmöl
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Wie Palmöl die Regenwälder zerstört und Landgrabbing fördert

Die Palmölindustrie ist eine weltumspannende Industrie. Sie produziert fast ein Drittel des global verfügbaren Speiseöls. Vor allem aber wächst sie sehr schnell und beansprucht immer mehr Land. Die Nachfrage nach Palmöl hat sich seit 1960 alle zehn Jahre verdoppelt – mit verheerenden Folgen für die Bevölkerung aus den Herkunftsländern und die Umwelt.

Die zunehmende Zahl der Ölpalmen-Plantagen zerstört Regenwald und sorgt für erhebliche ökologische als auch soziale Probleme in den Erzeugerländern. 

Bei der Raffination von Palmöl entstehen Schadstoffe, darunter auch solche, die möglicherweise krebserregend sind. 

Mit Land Grabbing oder Landraub sichern sich ausländische Privatinvestoren und Konzerne mithilfe von Kauf- oder Pachtverträgen große Landflächen in Entwicklungsländern. 

Die kostbaren Regenwälder oder kleinbäuerlich genutzten Flächen werden von den Investoren zum großflächigen Anbau von Nahrungsmitteln oder von Pflanzen für die Spritgewinnung genutzt.

Palmöl als Treiber für Land Grabbing

Warum wurde gerade die Ölpalme zu diesem Treiber von Land Grabbing? Ein erster Grund sind die Eigenschaften der Ölpalme, welche sie im gegenwärtigen Landwirtschaftssystem zu einer sehr profitablen Pflanze machen. 

Die Ölpalme ist eine äußerst ertragreiche Ölpflanze. Durchschnittlich liefern die Palmen je Hektar 3,7 Tonnen Rohöl. Raps (1,3 t/ ha), Sonnenblumen (0,9 t/ha) oder Soja (0,8 t/ha) bringen weit weniger Ertrag auf gleicher Fläche. 

Zweitens ist die Ölpalme ein Rohstoff, welcher sich am Ende sowohl für die Nahrungsmittelindustrie als auch für die Futtermittelindustrie verwenden lässt. Die Ölpalme ist also eine Pflanze, deren Öl sehr vielseitig verwendet werden kann. 

Das macht sie gerade in volatilen, also schwankenden Weltmärkten zu einem beliebten Investitionsobjekt. 

Palmöl dient hauptsächlich als Pflanzenöl in der Lebensmittelindustrie. Daneben findet es aber auch als Frittieröl, Tierfutter, Agrotreibstoff oder als wichtiger Inhaltsstoff in Kosmetika und Waschmitteln Verwendung. 

Und es ist kein Ende in Sicht: Eine internationale Studie schätzt, dass die globale Nachfrage nach Palmöl im Jahr 2022 bei 123 Millionen Tonnen liegen wird (2014 waren es 74 Millionen Tonnen). 

Palmöl wird in den unterschiedlichsten Alltagsprodukten verwendet: Fertignudeln – Shampoo – Kekse – Seife – Waschmittel – Lippenstift – Schokolade – Margarine  

Warum gerade Regenwälder?

Ölpalmen gedeihen nur in einem begrenzten ökologisch-klimatischen Gebiet – im tropischen Gürtel, zwischen den 7. Breitengraden südlich und nördlich des Äquators. 

Sie benötigen zudem regelmäßige üppige Regenfälle. So konzentriert sich die wachsende Nachfrage nach Land auf Südostasien, Zentralamerika und den Norden Lateinamerikas sowie die tropischen Gebiete Afrikas. 

Die gesteigerte Nachfrage nach Palmöl wirkt umso einschneidender, weil die Palmölkonzerne fast ausschließlich auf Flächenausweitung statt technischem Fortschritt setzen. 

So steigt auch der Bedarf an geeignetem neuem Land enorm an. Zwischen 1990 und 2010 hat die weltweite Fläche, auf der Palmöl angebaut wird, von 6 auf 16 Millionen Hektar zugenommen. 

Das sind 10 Prozent des weltweiten Landes, welches mit mehrjährigen Pflanzen (wie zum Beispiel Weinreben, Forst oder Obst) bebaut ist. Das Land in diesen Gebieten ist sehr fruchtbar. Es wird seit Generationen genutzt – entweder von Kleinbauernfamilien oder von Menschen, die vorwiegend im und vom Wald leben. 

Außerdem beherbergen diese Gebiete mit Regenwald oder Sumpfland eine große Biodiversität. Das Wettrennen um Land führt dazu, dass die Palmölkonzerne um fast jeden Preis versuchen, möglichst viel Land für Plantagen zu erwerben. 

Dafür aber müssen sie Kleinbäuerinnen und -bauern, lokale Eliten und Regierungen dazu bringen, ihnen das Land zu überschreiben. Finanzielle Anreize und verschiedene Versprechen sind dabei ein beliebtes Instrument. 

Allzu oft geschieht die Landnahme aber mit unlauteren Mitteln, wie die Recherchen von Brot für alle und ihren Partnerorganisationen im Süden zeigen. 

Land Grabbing und seine Folgen

 Die Folge der wachsenden Nachfrage nach Palmöl und der rasant über das Land wuchernden Ölpalmplantagen ist, dass Menschen durch Firmen oder Regierungen von ihrem Land vertrieben werden. 

In Indonesien beispielsweise, genauer auf der Insel Borneo, betrifft das die indigenen Dayak. Dort und andernorts wird zugleich die Umwelt zerstört: Regenwald wird abgeholzt, was zum Verlust der Biodiversität und zum Tod von gefährdeten Arten führt (wie oft berichtet sind sehr gefährdet die Orang Utans).

Eine weitere Folge sind die Emissionen von klimaaktiven Gasen. Im Jahr 2010 allein hat die Rodung von Land für Ölpalmplantagen in Kalimantan mehr als 140 Millionen Tonnen CO2 freigesetzt – mehr als der jährliche Ausstoß von 28 Millionen Autos. 

Zurzeit sind Indonesien und Malaysia die Zentren des globalen Ölpalmanbaus. Dort werden zusammen rund 85 Prozent der weltweiten Palmölmenge produziert. Entsprechend hoch ist die wirtschaftliche Abhängigkeit der beiden Länder vom Palmölexport. Indonesien ist seit 2008 der weltgrößte Palmölproduzent. 

Die Fläche mit Ölpalmplantagen weitete sich seit 1990 von 0,7 Millionen Hektar auf heute 13,5 Millionen Hektar aus. Pläne der indonesischen Regierung sehen eine weitere Expansion der Flächen um die Hälfte auf rund 22 Millionen Hektar bis 2020 vor. 

Geeignetes Land wird immer knapper. So rücken neue Länder in den Fokus: Brasilien, Kolumbien, Peru sowie Staaten in Zentralamerika, Zentral- und Westafrika.

Die Organisation Proforest schätzt, dass in Zentral- und Westafrika in den nächsten fünf Jahren 22 Millionen Hektar in Ölpalmplantagen umgewandelt werden. Land Grabbing führt somit überall zu neuen Konflikten. 2013 registrierte das Nationale Landbüro für Indonesien 3000 Konflikte zwischen Palmölkonzernen und lokalen Gemeinschaften. 

Die Zahl nicht dokumentierter Fälle ist vermutlich nochmals um einiges höher. Oft liegt das Problem darin, dass Regierungsstellen Land an Firmen vergeben haben, ohne das Einverständnis der Menschen einzuholen, die auf diesem Gebiet leben. 

Deren Rechte auf dieses Land werden also nicht anerkannt. Immer mehr Menschen wehren sich dagegen – und werden dafür dann im Gegenzug wie Kriminelle behandelt

Immer mehr Menschen möchten daher Palmöl meiden.

In den letzten Jahren läuft das Geschäft mit Palmöl wie geschmiert. Nationale und internationale Konzerne weiten ihre Monokulturen mit Ölpalmen rasant aus. 

Wir Verbraucher haben durch Vermeidung von Palmöl beim Einkauf sämtlicher Alltagsprodukte die Macht, diesen stattfindenden Wahnsinn in den noch verbliebenen Regenwäldern zu vermeiden. 

Bitte achtet unbedingt auf die Inhaltsstoffe bei fast allen Produkten auf Palmöl und weicht auf Produkte aus, die dieses Fett substituieren. 

Und lasst Euch auch nicht auf den Kompromiss ein, dass nachhaltiges Palmöl verwendet wird, denn ein funktionierendes Siegel gibt es laut einer Studie nicht. 

An den runden Tischen dieses „nachhaltigen“ Palmöls (RSPO) sitzen zum großen Teil die weltweit agierenden Lebensmittelkonzerne, welche für das Landgrabbing verantwortlich sind.

Palmöl: Welche Alternativen gibt es?
Palmöl: Welche Alternativen gibt es?

Was kann ich weiter tun?  Die Rolle von Finanzdienstleistern

Das schädliche Agieren der Lebensmittelkonzerne erfordert hohe Investitionen und ermöglicht Banken und Finanzinstitute vielfältige Geschäfte. 

Natürlich verdienen auch europäische Geldinstitute dabei kräftig mit im Palmölgeschäft. Viele der beteiligten Großunternehmen sind Aktiengesellschaften oder geben in Form von Anleihen Wertpapiere aus, um sich zu finanzieren. 

Somit engagieren sich neben den Banken vermehrt private sowie institutionelle Investoren (Investmentfonds, Pensionskassen, Versicherungen, etc.) und verdienen mit. 

Jede Ausgabe neuer Aktien (und auch von Anleihen) wird in der Regel von einer oder mehreren (Investment-)Banken im Auftrag der Konzerne durchgeführt. 

Zumeist garantieren sie dem Konzern den Verkauf aller Aktien oder Obligationen. Für diesen Service werden sie mit einer Provision entschädigt. 

Die Finanzdienstleistungen der Banken erleichtern den Konzernen somit den Zugang zu den (internationalen) Kapitalmärkten. Wie umfangreich dieses Geschäft für die Banken ist, verdeutlicht die erwähnte Studie: 2010–2015 wurden im Auftrag der untersuchten Unternehmen Aktien- und Anleihensemissionen in Höhe von 22,7 Mrd. US-Dollar durchgeführt. 

Seither wurde – vor allem in Indonesien, aber nicht nur – weiter kräftig investiert. Schlussendlich ist es also genauso wichtig, neben dem bewussten Einkauf auch bei jeglicher Finanzdienstleistung auf die nachhaltigste Lösung zu achten. 

Hinterfragt also einmal eure Investmentsparpläne, eure Altersvorsorge oder euer Aktiendepot und lasst es prüfen, ob sich nicht ein großer Konzern darin befindet, welcher direkt oder indirekt das Palmölgeschäft „befeuert“. 

Und dennoch legt bitte hier auch die Messlatte der Nachhaltigkeit hoch! Geht nicht einfach nur zur Hausbank oder den bisherigen konventionellen Finanzdienstleistern, um nach Nachhaltigkeit zu fragen, sondern unbedingt an ausgewiesene Fachleute herantreten. Denn…

… inzwischen kaum Unterschiede zwischen nachhaltigen und konventionellen Fonds

Vermeintlich nachhaltiges Geld wird tatsächlich kaum anders angelegt als konventionelles. Die Ähnlichkeit zeigt sich bei Gegenüberstellung der Wertpapiere nachhaltiger und konventioneller Fonds gegenüberstellen.

Weder besonders problematische Unternehmen noch schädliche Sektoren werden bei vielen nachhaltigen Fonds ausgeschlossen: So liegen über 70 Prozent der nachhaltigen Investitionen in Energie in fossilen Energien, darunter fast 100 Millionen Euro in Kohle. 

Auch ein Schwerpunkt auf klar zukunftsträchtige Investments ist nicht erkennbar. Diese leider negative Entwicklung ergab sich, als eben die großen, nicht auf Nachhaltigkeit spezialisierten Institute in dieses Marktsegment einstiegen. 

Wie oben geschrieben, möge sich daher unbedingt an Spezialisten wenden!

Palmöl: Beispiele für Alternativen

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