Photovoltaik
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Photovoltaik und Naturschutz – ein Konflikt oder eher eine Chance?

Der Ausbau der erneuerbaren Energien kommt immer wieder mit dem Naturschutz in Konflikt. Bei der Windkraft ist das so – und bei Biogas und Wasserkraft sowieso. Auch über Photovoltaik wird gestritten. Doch die kann auch Vorteile für die Natur bringen.

Photovoltaikanlagen können auf freien Flächen ihre Stärken voll ausspielen. Wenn sie im richtigen Neigungswinkel auf den Sonnenstand ausgerichtet werden, dann bringen sie durchschnittlich 30 bis 50 Prozent mehr Strom als kleine Anlagen auf Hausdächern.

Seit Module günstiger geworden sind, suchen Investoren Flächen und bieten teilweise hohe Pachten für Acker- oder Grünflächen.

Moore als Beispiel für Konflikte mit Naturschutz

Eine PV-Anlage erzeugt zwar grünen Strom, aber wenn diese auf naturschutzfachlich wichtigen Flächen geplant wird, wie zum Beispiel in einem trockengelegten Moor, kommt es mit dem Artenschutz zu Zielkonflikten.

Bereits entwässerte Moore müssen aus Sicht des Artenschutzes und auch unbedingt aus Klimaschutzgründen durch die Anhebung des Grundwasserstandes wieder zu bewässern.

Wenn stattdessen eine PV-Anlage darauf gebaut wird, ist das diese Renaturierung für Jahrzehnte nicht mehr möglich. Daher ist bei der Flächenauswahl ein sehr strenger Abwägungsprozess notwendig.

Moore und Klimaschutz
Moore und Klimaschutz

Kartierung von Flächen für Photovoltaik

Durch Kartierungen und Untersuchung von historischen Daten von geschützten Tier- und Pflanzenvorkommen sollten Flächen klassifiziert werden, inwieweit sie geeignet sind, um dort Photovoltaik zu installieren.

Denn der Bedarf ist groß und die Notwendigkeit für solche Anlagen ist inzwischen Konsens in den meisten Gebietskörperschaften.

Landkreise und die Energieversorger schätzen, dass rund ein Prozent der Gesamtfläche des Bundesgebietes für Photovoltaikanlagen zur Verfügung gestellt werden müssen.

Und es geht darum, diese Photovoltaikanlagen möglichst umweltverträglich zu bauen. 

Photovoltaik in der Landschaft
Photovoltaik in der Landschaft

Photovoltaik ist schlecht für Wiesenbrüter

Geeignete Flächen sind eher nicht im Niedermoor und artenreichen Grünland. Denn solche Flächen sind zumeist als europäisches Vogelschutzgebiete streng geschützt, es gebe dort viel mehr Arten als beispielsweise auf intensiv genutzten Ackerflächen.  

Der große Brachvogel, der Kiebitz und einige andere Vogelarten, die brauchen Überblick, die brauchen große freie offene Flächen, wie es früher in den Mooren auch so war, sonst verschwinden sie und brüten dort nicht mehr.

Eine Photovoltaikanlage verändert solch wertvollen Flächen zu sehr.

Photovoltaik braucht im Vergleich zu Biogas wenig Fläche

Entsprechend sind Wiesenbrütergebiete ausgeschlossen für Photovoltaik, ebenfalls besonders gute Ackerflächen.

Wenn zur Photovoltaik ein Zusatznutzen kommt, sei es für seltene Arten oder für Bauern, die unter den Modulen Schafe grasen lassen können, dann ist sie anderen Ökostromquellen voraus.

Denn um ein Megawatt Strom in einer Biogas-Anlage zu erzeugen sind 50 Hektar Energiemais nötig. Bei Photovoltaik genügt ein Hektar.

Wissenschaftler plädieren dafür, jede Fläche genau anzuschauen. Manchmal kann eine Flächen–PV-Anlage direkt zu mehr Natur- und Artenschutz beitragen.

Wenn ein sehr fruchtbarer Maisacker an einem Hang zu einer Wiese unter Photovoltaik wird, kann entsprechend viel Solarstrom erzeugt werden, und gleichzeitig ist die Bodenerosion gestoppt.

Denn nach Gewitterregen wird viel guter Boden aus so einem Maisacker am Hang einfach weggeschwemmt.

Photovoltaik in der Fläche
Photovoltaik in der Fläche

Bestehende Photovoltaikanlagen lassen sich aufwerten

Es ist auch denkbar, die einzelnen Zeilen einer Freiflächen-PV-Anlage etwas weiter auseinanderzusetzen.

So könnte ein Lebensraum für Eidechsen entstehen, die Sonne brauchen. Wichtig sei die Gewissheit, dass Natur und Landschaft trotz der Energieproduktion geschützt werden.

Auch können bestehende Photovoltaikanlagen unter die Lupe genommen werden. Da lässt sich dann noch etwas für mehr Artenschutz machen, zum Beispiel indem man weniger oft mäht.

Dann fühlen sich auf einmal mehr Insekten dort wohl. Wichtig sei auch der Kontakt zu den Bauern und eine gute Planung.

Photovoltaik über Autobahnen und Parkplätzen

Experten sind sich einig: Es gibt viele Flächen, wo der Aufbau von Photovoltaik einen Zusatznutzen bieten kann: etwa auf Brachflächen oder an Lärmschutzwänden. In der Westschweiz gibt es Pilotprojekte mit Solardächern für Autobahnen.

Die Schweiz untersucht, ob sie mehrere hundert Kilometer Autobahn mit Photovoltaik abdecken kann, um so die Stromversorgung langfristig zu sichern.

Parkplätze, egal ob großer Supermarkt oder kleinere Praxis, ob Park-and-ride oder das heimische car-port, alle können im Sommer gut mehr Schatten vertragen.

Das ist auch in Innenstädten interessant. Diese Riesenparkplätze gibt es auch in Gewerbegebieten. Wenn man da zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen kann, alle mit Photovoltaik überdachen, dann habe ich gleichzeitig noch einen Schatten für diese Riesenflächen, die sich dann nicht so aufheizen.

Photovoltaik über Hopfengärten

Auch Sonderkulturen wie Hopfen, Obst- oder Beerenplantagen könnten von aufgeständerten Anlagen besonders profitieren.

Während die Module bei einer herkömmlichen Freiflächen-PV-Anlage leicht auf etwa 80 cm Höhe montiert werden können, braucht die sogenannte AGRI-PV aber aufwändige Konstruktionen, die stabil sein müssen, denn die Solarmodule kommen dort auf eine Höhe von mehr als vier Meter.

Denn Traktoren und Mähdrescher müssen darunter durchfahren können.

Für Obst oder Hopfen ist AGRI-PV denkbar, weil man bei diesen Kulturen sowieso Konstruktionen für den Hagelschutz braucht, etwa Hagelnetze an Hopfenstangen.

Wenn man diese Konstruktionen verstärkt, damit man eine stabile Unterkonstruktion für Photovoltaik hat, dann wird eine Win-Win-Situation daraus.”

Hohe Akzeptanz für Freiflächen-PV-Anlagen erwartet

Eine Karte für den Landkreis, mit einer klaren Kennzeichnung, wo Flächen-Photovoltaik gut passt, wo sie unter bestimmten Bedingungen möglich ist und wo sie ausgeschlossen ist, die wollen Professor Reinke und die Studierenden nach dem Sommersemester vorlegen.

Und sie sind sicher, dass auch die Akzeptanz von Solardächern höher sein werde als bei Windrädern oder Energiemaisfeldern, wenn klar ist, dass sie doppelten ökologischen Nutzen bringen.

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