Nudging

Nudging: Mit einem Eisbären duschen…?

Fünf Eisbären auf dem Duschkopf sind ein schönes Beispiel für Green Nudging. Solltest Du warm duschen, werden aus den Fünfen im Laufe der Zeit erst vier, dann drei, dann zwei… Du wirst also daran erinnert, dass die Nutzung von Warmwasser zumeist etwas mit Ressourcenverbrauch und Klimasünde zu tun hat.

In Studien konnte gezeigt werden, dass Menschen kürzer duschen, wenn sie auf den aktuellen Verbrauch hingewiesen werden. 

Die verschwindenden Eisbären sind ein sogenannter „Stups“ oder „Anreiz“, sich grüner, also umweltfreundlicher zu verhalten. «Green Nudging», das Konzept, Menschen ohne große Verbote oder neue Regeln zu umweltfreundlicherem Verhalten zu animieren, ist gerade groß im Kommen und auch notwendig.

Dass jede Möglichkeit zur Verhaltensänderung genutzt werden sollte, ist auch hier nachzulesen:

Die Eisbären also sollen die Folgen des Klimawandels anschaulich machen: Wer viel Energie verbraucht, trägt zu Treibhausgasen bei.

Die sorgen für die Klimaerwärmung, was zu Eisschmelze führt und den Lebensraum der Eisbären so existentiell bedroht. 

Dieses ist ein Beispiel, wie wir als Einzelperson oder Familie umweltfreundlicher werden können; aber auch Unternehmen können Nudging für sich einsetzen. 

Wer Green Nudging für sich nutzt, verbietet nichts und belohnt auch nicht direkt etwas. Die Leute werden nicht verändert, jede(r) bleibt bei sich.

Aber die Entscheidungsumgebung wird entscheidend geändert.

Viele Menschen wollten sich ja gerne klimafreundlicher verhalten, seien aber ohne große Überlegungen in einer Routine verhaftet. Oft reicht es somit, Voreinstellungen zu ändern.

So kann die Klimaanlage im Büro routinemäßig zu einer bestimmten Zeit ausgehen oder die Spülmaschine kann automatisch auf Ökowaschgang eingestellt sein. Wer will, kann die Einstellungen ändern. 

Nudging ist ein eher schlankes Instrument für Klimaschutz, da muss kein großes Rad gedreht werden.

Aber ist das nicht Manipulation?

Das Nudging-Konzept wurde von den amerikanischen Verhaltensökonomen Richard Thaler, der 2017 den Nobelpreis erhielt, und Cass Sunstein geprägt.

Sie legten dar, wie Menschen durch kleine Anregungen von Firmen oder Behörden ganz ohne Zwang zu Verhaltensänderungen gebracht werden können.

Kann das nicht als Manipulation bezeichnet werden? Nein, denn es geht ja um ein Verhaltensangebot, das der Umwelt und der Allgemeinheit zuträglich ist.

Dagegen ist doch kaum etwas einzuwenden. Von Manipulation könne man im Supermarkt sprechen, wo Menschen durch Manipulationen zu Käufen veranlasst würden, etwa durch die Platzierung von Süßem, Schnaps und Zigaretten dort, wo man in der Warteschlange steht und den Blick schweifen lässt.

Nudges, sagen Psychologen, funktionieren und wir sollten im Sinne der nächsten Generationen uns das Potenzial, das in solchen Anreizen liegt, nicht entgehen lassen. 

Schwachpunkt dieses „Instrumentes“ ist allerdings auch, dass zu bezweifeln ist, dass Menschen durch solche Nudges zu Umweltfreunden werden, die es vorher nicht waren.

Sicher werden eher vorher schon für das Thema Umweltschutz sensibilisierte Menschen noch weitere Anreize durch Nudging auf weitere Einsparpotentiale aufmerksam.

Oft reicht als «Nudge» schon eine konkrete Information. Etwa, wenn im Büro an Müllbehältern Symbole kleben, die genau zeigen, was wo hineingehört.

Eine Firma hat damit erreicht, dass der Anteil der korrekt sortierten Müllbehälter von 46 auf 71 Prozent gestiegen ist.

Oder zurück zur Dusche mit den Eisbären, die auch den Wasser- und Energieverbrauch anzeigt. Hier lässt sich ein Duschkopf auch via App mit einem Smartphone verbinden.

So kann die Schnelligkeit, mit der die Eisbären verschwinden, eingestellt werden. In der App können Duschende verfolgen, wie sich ihr Energieverbrauch entwickelt.

Sowieso wird es auch beim Nudging in Zukunft noch viel mehr auf die Nutzung von künstlicher Intelligenz gehen. 

Nudging Konzept
Nudging Konzept

Nudging in der Ernährung – kleine Stupser statt Verbote

 Viel Wasser trinken, täglich Obst und Gemüse, dafür seltener Fleisch essen, die Theorie von gesunder Ernährung ist bekannt aber vom Wissen zum Tun ist es manchmal kein einfacher Weg.

Wenn der innere Schweinehund reglos daliegt, braucht er manchmal einen Stupser, um über seinen Körbchenrand zu springen. Nudging!

Kleiner Stupser statt Verbote

Ein Nudge, synonym auch als choice architecture bezeichnet, wird definiert als sanftes Anstupsen. Das Ernährungsverhalten soll dabei in die gewünschte Richtung gelenkt werden, wobei vorrangig Automatismen angesprochen werden.

Nudging kann die Wunderwaffe sein, wenn es darum geht, Menschen dazu zu bewegen, die für sie bessere Wahl zu treffen.

Solche Nudges sind kleine Denkhilfen im Alltag. Sie bestehen aus überzeugenden und vergleichenden Informationen sowie wirkungsvollen Anreizen.

Übergeordnet organisiert können diese Stupser als Ganzes Programm aufgesetzt sein, um bestimmte erwünschte Verhaltensänderungen zu erzielen.

Im Sinne von „Make the healthier choice the easier choice“, soll die gesündere Wahl bequemer erreicht werden. Zwang, Verbote und Bevormundung sind dabei tabu.

Nudging-Beispiel: Veggie Day

Bestes Beispiel: Nudging würde nicht den Zwang zu einem vegetarischen Gericht aufsetzen wie bei einem „Veggie Day“. Vielmehr wird das vegetarische Menü besser präsentiert, so dass die Entscheidung hierfür erleichtert wird.

Die Entscheidung für ein Angebot fällt leichter, je attraktiver es gegenüber einem anderen ist: kostengünstiger, ansprechend angerichtet oder etwa leichter zugänglich sollte es sein.

Damit Gäste mehr Wasser trinken, kann dieses an Trinkwasserstationen kostenfrei angeboten werden, Aufkleber in Form von Wassertropfen können den Weg weisen, Wasserflaschen können in Augenhöhe und in auffälliger Menge an verschiedenen Stationen präsentiert werden.

Farbenfrohe Trinkbecher wecken zusätzlich Aufmerksamkeit.

Um den Gemüsekonsum zu steigern, können entsprechende Gerichte bereits auf dem Speiseplan an erster Stelle platziert und mit grüner Kennzeichnung hervorgehoben werden. Gezielte Beleuchtung und grüne Klebebanderolen markieren das gesündere Angebot.

Das Auge isst mit: attraktives Geschirr, auffällige Servietten oder Tabletts können ebenso wie lustige Aufkleber und Sprüche den Griff zum Grünen erleichtern, wie z.B. hier:

Aus den Augen, aus dem Sinn? Auch das in den Vordergrundstellen der gesünderen Wahl und der erschwerte Zugang zu weniger erwünschten Speisen kann die Entscheidung positiv beeinflussen.

So kann der Zugang zu weniger Erwünschtem durch Abkleben der Präsentationsfläche oder durch Bereithalten der Ware in Schubladen erschwert werden.

Hingegen können geschmackvoll vorportionierte Salate, bunt in großen Körben und Etageren hergerichtetes Obst und Vollkornprobierhäppchen die Auswahl erleichtern.

Auch ein Stempelbonussystem für die gesündere Wahl oder ansprechende Bilder im Essensraum können die Gäste in die richtige Richtung stupsen.

Nudging Beispiel Veggie Day
Nudging Beispiel Veggie Day

Tipps für den langfristigen Erfolg

Um langfristig erfolgreich zu sein, sollte ein starkes Team aus Schulleitung, Lehrer- und Schülerschaft, Eltern, Sachaufwandsträger, Speisenanbieter einschließlich Küchenteam zusammengestellt werden.

Für effektive Maßnahmen müssen alle im Boot sitzen und zusammenarbeiten. Diese sollten gut in den täglichen Arbeitsablauf integrierbar sein.

Wichtig: Es muss auch damit gerechnet werden, dass es zu einer Umsatzverschiebung kommen wird. Um effektiv zu bleiben, ist es entscheidend, dass die Ausgabesituation immer wieder bewusst aus dem Blick des Gastes betrachtet wird.

Nudging geht auch zu Hause

Nicht nur in der Gemeinschaftsverpflegung, auch im Familienalltag kann Nudging zu einer gesünderen Auswahl verhelfen.

Bieten Sie Ihren Liebsten zu jeder Mahlzeit aufgeschnittenes Obst, leckere Gemüse-Spieße oder Sticks mit Dip an und stellen Sie einen frei zugänglichen Obstkorb auf. Lagern Sie Chips und Süßes nicht sichtbar und schwerer zugänglich in Schränken.

Stellen Sie Wasserkaraffen mit Zitronenscheiben und Kräutern sowie bunte Becher auf den Tisch. Schreiben Sie Vollkornprodukte ganz oben auf Ihren Einkaufszettel.

Kleiner Tipp für unsere Kleinen: Erfinden Sie lustige Namen für ausgewogene Gerichte wie bunte Schatzkiste statt Gemüseauflauf. Sie werden überrascht sein, wie selbstverständlich die Wahl zum Gesünderen fallen wird.

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