Ohne Insekten würde unser gesamtes Ökosystem nicht funktionieren – fast 90 Prozent der Bestäubungsarbeit wird durch Insekten verrichtet. Rund drei Viertel aller Lebewesen auf der Erde sind Insekten. Sie sind mit Abstand die artenreichste Tiergruppe.
Und sie können fast überall leben – im Hochgebirge, unter Wasser, in Wüsten und im ewigen Eis. Dass diese bald auch als nachwachsender Rohstoff genutzt werden können, daran wird zurzeit schon lokal gearbeitet und geforscht.
Wir beuten unseren Planeten aus, als hätten wir mehrere Erden. Das kann nicht so weiter gehen. Klar ist also: Wir benötigen nachwachsende Rohstoffe, um zukünftig die Ausbeutung unseres Planeten zu vermindern.
Die Zucht von Insekten gehört dazu. Klar dabei ist auch: Bei den nachwachsenden Rohstoffen „Insekten“ handelt es sich um Lebewesen – was unvermeidlich kontroverse Meinungen mit sich bringen wird. Vielversprechend klingen die bisherigen Forschungsvorhaben allemal.
Und vermutlich sind diese auch notwendig, um einigen tragende Probleme beim Klimaschutz und Artensterben zu begegnen.
Insekten haben einen hohen Fett- und Proteingehalt, was sie an sich schon als Lebensmittel wertvoll macht. Das Fett der Insekten kann für sich gewonnen zukünftig weniger nachhaltige Rohöle wie Palmöl, Rizinus- und Kokosöl ersetzen.
Im Gegensatz zu den genannten Ölen kann Insektenfett lokal erzeugt werden und hat somit keine langen Transportwege hinter sich, wenn es zum Einsatz kommt.
Außerdem kommt es des Öfteren zu Lieferengpässen bei den importierten Ölen, was leider die aktuelle weltpolitische Lage am Beispiel von Raps- sowie Sonnenblumenöl zeigt.
Auch dieses Problem könnte durch Insektenfett vermindert werden. Schmackhaften Ressourcenschutz könnt ihr gerne einmal probieren, denn der nachhaltigste Weg wäre, die Insekten zu essen, anstatt sie über Tierfutter oder Schmierstoffe auf den Markt zu bringen.
Die Akzeptanz für insektenbasierte Lebensmittel ist jedoch im globalen Norden bisher vergleichsweise gering – zu unrecht, oder?
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Neben der Fliegenlarven sind die Larven des Buffalo-Käfers oder auch verschiedene Heuschrecken geeignete und schmackhafte Insekten für den menschlichen Gaumen.
Das Protein von Insekten kann obendrein zu Tierfutter hinzugesetzt werden. So lässt sich der Anteil des bisher verwendeten Soja- und Fischmehls verringern.
Beides ist aus ökologischer Sicht sehr bedenklich. Rund 80 Prozent des weltweit angebauten Soja wird für Tierfutter verwendet und um der steigenden Nachfrage an Tierfutter gerecht zu werden, steigt auch der Anbau von Soja.
Dafür werden Regenwaldflächen gerodet und Monokulturen angelegt. Fischmehl wird selbstverständlich aus Fisch hergestellt. Durch die großen Mengen Fisch, die so mittlerweile nicht nur von Menschen, sondern auch von Nutztieren konsumiert werden, sind über 30 Prozent der kommerziell genutzten Bestände überfischt. Bei weiteren 60 Prozent liegt die Nutzung am Limit.
Insekten können also auch hier eine Lösung sein, denn sie stellen eine nachwachsende und lokale Ressource dar.
Fachleute betonen, dass es die Hauptaufgabe der Insekten in der Natur sei, aus organischen Reststoffen körpereigene Fette und Proteine herzustellen – um dann als Nahrung für höhere Tiere als Beute zur Verfügung zu stehen.
Sie könnten so auch einen entscheidenden Faktor in lokalen Kreislaufwirtschaften stellen.
In forschenden Unternehmen wird z.B. an einer aus Lateinamerika stammenden Fliege erforscht. Die Schwarze Soldatenfliege braucht im Gegensatz zu der bei uns heimischen Stubenfliege als ausgewachsenes Tier kein Futter.
Während ihres zwölftägigen Lebenszyklus als erwachsene Fliege kümmert sie sich nur um die Fortpflanzung.
Alle Energie, die sie dafür braucht, nimmt sie bereits als Larve zu sich. Für die Produktion und Nutzung der Larven, leben die Tiere der Schwarzen Soldatenfliege in Gefangenschaft und pflanzen sich stetig fort.
Ein Teil der Eier entwickelt sich zu Larven und weiter zu ausgewachsenen Fliegen. Diese Fliegen pflanzen sich wieder fort, um weitere Eier zu legen, aus denen sich erneut Larven entwickeln.
Der für die Vermehrung nicht benötigte Teil Larven wird für die Biomasseherstellung genutzt. Diese Larven dürfen sich ordentlich dick fressen.
Bevor sie sich zu Fliegen entwickeln, werden sie getötet, bei 90° C getrocknet und grob gesagt in Insektenmehl, Insektenfett und einen Reststoff verarbeitet.
Verbesserungen müssen noch erfolgen: Wie kann der „Rohstoff Insekt“ wirtschaftlicher werden und wie können wir den Teil, der nicht Mehl oder Fett wird, weiternutzen?
Stellschrauben hierbei könnten nachhaltige und kostengünstige Rohstoffe und Herstellungsverfahren, die Nutzung erneuerbarer Energien in der Produktion und die Arbeit an einer Freigabe von Rest- und Abfallstoffen als Futterstoff sein und sind nur einige der vielen Möglichkeiten, die an der Produktionskette optimiert werden können.
Um es greifbarer zu machen: Die Schwarze Soldatenfliege gilt gesetzlich als Nutztier. Und das Futter, welches Nutztiere fressen, muss entsprechend zugelassen und zertifiziert sein. Zertifizierungen aber sind in der Regel eine teure Angelegenheit.
Deswegen gilt ein Teil der Forschung auch den Nährmitteln, die nicht in Konkurrenz zu Futtermitteln stehen sollen und möglichst günstig und regional zu bekommen sind. Das sind Stoffe wie Maissilage, Biertreber oder Hühnerkot.
Die genannten Reststoffe sollten weder Mehl noch Fett sein. Weiter enthalten Reststoffe der Insektenzucht noch sehr viel Energie. So viel Energie, dass sie – sofern das Gesetz es zulässt – als Substrat für die Herstellung von Biogas genutzt werden können.
So entsteht das Potential für eine Kreislaufwirtschaft, denn die Wärme, die Biogasanlagen produzieren, kann wiederum für die Aufzucht der Larven genutzt werden – diese fühlen sich nämlich bei einer bestimmten Temperatur am wohlsten.
Momentan rückt die Ausbeutung von Nutztieren durch den Menschen immer mehr in den Fokus der Gesellschaft. Es stellt sich somit die Frage, ob nun die Forschung an Insekten als neue Ressource überhaupt zukunftsfähig ist.
Die Anzahl an veganen, also tierfreien Produkten ist in den letzten Jahren zusehends gestiegen. Nicht nur bei Lebensmitteln, auch im Non-Food-Bereich.
Die Argumente für die Verwendung von Insekten sind jedoch einleuchtend: Insekten können Ressourcen, die von weit weg importiert werden müssen, ersetzen.
Sie können problematischen Monokulturen dadurch vorbeugen, dass es weniger Palmöl- oder Sojaplantagen braucht.
Und ist die Forschung erfolgreich, können, die Fliegen- oder Käferlarven nicht nur regional, sondern auch nachhaltig (Stichwort Kreislaufwirtschaft) aufgezogen werden.